Der MDK und die Blutkulturen

Auf Normalstation. Ich übernehme eine Patientin von der Notaufnahme. Ältere Dame mit Urosepsis. (Blutvergiftung aufgrund eines Harnwegsinfektes, die Keime sind also ins Blut gelangt). In der Notaufnahme wurden korrekt Kulturen des Blutes und des Urins abgenommen, es wurde korrekt mit einem leitliniengerechten Antibiotikum begonnen. (Das Bestimmen der Bakterien und der passenden Antiobiotika, genannt Antibiogramm dauert wenige Tage, daher wird vorher nach Erfahrungswert mit Antibiotika begonnen.)

Die Patientin hat ein paar Vorerkrankungen, aber nichts wesentliches. Alles normal also. Die gegebenen Antibiotika schlagen an, die Patientin erholt sich schnell. Die Laboruntersuchungen bestätigen unsere Verdachtsdiagnose und unser Antibiotikum.

Die Patientin kann relativ schnell wieder entlassen werden, erhält für zu Hause noch ein passendes Antibiotikum in Tablettenform.

Alle sollten glücklich sein, für mich ein normaler Fall. Bis ich ein paar Tage später einen Anruf aus der Verwaltung erhalte, ich hätte einen Fehler gemacht.

Um die Blutvergiftung als solche abzurechnen, hätte ich zwei mal Blutkulturen abnehmen müssen. Habe ich aber nicht, da die erste mir ein eindeutiges Ergebnis geliefert hat. Medizinisch habe ich korrekt gehandelt. Für normal denkende Menschen auch. Aber nicht für die Krankenkassen.

Weil ich keine zweite, medizinisch nicht notwendige Untersuchung durchgeführt habe, erhält das Krankenhaus ca. 800 € weniger Geld.

Das ist Wirtschaftlichkeit beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen, die prüfen unsere Abrechnung).

Als Konsequenz werden nun in der Notaufnahme immer zwei Mal Blutkulturen abgenommen, obwohl das eigentlich unsinnig ist.

Ich frage mich nun, habe ich was an „wirtschaftlich arbeiten“ falsch verstanden?

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