Kurz zur Erklärung: Meine Mutter liebt Eulen. Aufgrund von Platzmangel reduziert sich ihre Sammelleidenschaft mittlerweile deutlich. Aber wenn ich eine Eule sehe, muss die natürlich fotografiert werden.
Wie fast immer werde ich früh wach, Frühstück gibt es erst später. Also schnappe ich mir die Kamera und ziehe in der Morgendämmerung los. Übrigens nicht als Einziger.
Plötzlich sehe ich auf einen Strommast einen Schatten. Ist das eine Eule? Es ist eine Eule! Glücklich wie ein Kind zu Weihnachten schleiche ich mich auf die andere Seite und fotografiere die Eule mit meinem Teleobjektiv. Irgendwie wirkt sie nicht scharf. Naja, schweres Teleobjektiv im Halbdunkel, das wird wohl verwackelt sein. Also setze ich mich auf den Weg und nutze meine Knie als Stativ. Deutlich besser, aber immer noch verschwommen. Egal weiter probieren.
Der weile schicke ich ein vergrößertes Handybild an meine Mutter. Außerdem werden meine Bemühungen von vorbeilaufenden Mitarbeitern der Hotelanlage belächelt. „Pura vida!“ meint einer, deutlich grinsend. Ich glaube mittlerweile, die halten mich für bekloppt. Nach einigen Fotos mehr mache ich mich auf die Suche nach weiteren Motiven, die lauten Vogelstimmen rufen.
„Ist die echt?“ fragt meine Mutter aufgeregt zurück. „Natürlich“ antworte ich nicht minder aufgeregt.
Zwei Stunden später, nach dem Frühstück, laufe ich an der gleichen Stelle vorbei. Die Eule sitzt dort immer noch. Schon in Gedanken nach der Kamera rennend, schaue ich noch einmal genauer hin. „War doch nicht echt“ schreibe ich meiner Mutter nun. Und klar, dass mich die Angestellten für bekloppt halten, wenn ich mit viel Aufwand eine Plastikeule fotografiere. Pura vida!
P.S. bisher immer noch keine frei lebende Eule fotografiert.
