Eine der beliebtesten Unterkünfte in Costa Rica sind sogenannte Lodges. Einfache Unterkünfte aus Holzlatten mit Blechdach. Meistens gibt es statt Fensterscheiben nur Moskitonetze. Die Stromleitungen liegen offen. Dusche und Toilette sind nicht selten extra. In einigen Regionen ist Warmwasser schon Luxusgut. Und wenn doch, gibt es Warmwasser direkt im Duschkopf zubereitet. Wegen der abenteuerlich verankerten Stromleitungen werden diese Duschköpfe „Suicide shower“ (Selbstmorddusche) genannt.
Ich liebe diese Lodges. nur auf die Mitbewohner könnte ich manchmal verzichten.
Was man noch wissen sollte: In Costa Rica ist es gegen 18:00 Uhr dunkel. Kurz nach fünf Uhr morgens wird es wieder hell. Die mehr als nur reichlich vorhandene Tierwelt erfreut sich lautstark des Morgens. Also ist es günstig, früh schlafen zu gehen. Sich morgens bis zum Frühstück mit der Kamera auf die Lauer zu legen, ist für Jäger interessanter Fotos immer eine gute Wahl.
17:00 Uhr
Ich treffe draußen die Eigentümerin der Lodge. Sie fragt mich, ob ich eine Taschenlampe dabei habe. Ich frage noch, ja, warum? Ich solle doch bitte bei nächtlichen Toilettengängen (ca. 40 m bis zum Klohäuschen) auf Schlangen aufpassen.
18:00 Uhr
Ich fahre mal eben zum Abendessen. 800 m, aber im Dunkeln durch den Dschungel nehme ich das Auto. Der Hund im Restaurant kennt mich schon, er hat das Betteln aufgegeben. Der Kellner kennt mich auch, er lacht wieder über meine Spanisch-Versuche beim bestellen.
19:00 Uhr
Ich gehe duschen. 50 m. Natürlich mit Taschenlampe. In der Dusche hat es sich eine Kakerlake auf meinem Handtuch gemütlich gemacht. Nach längeren gegenseitigen Drohungen kommt es zu einem kurzen, aber harten Kampf. 1:0 für mich. Ich brauche ein neues Handtuch.
20:00 Uhr
Ich liege im Bett und sortiere schon mal ein paar Fotos vom Tag. Immer wieder werde ich von merkwürdigen Geräuschen unterbrochen. Ich hoffe jedes Mal, dass diese von draußen stammen.
21:00 Uhr
Schlafenszeit, ich mache die Lüfter und Lichter aus. Im dunkeln genieße ich noch einen Blick nach draußen. Langsam gewöhne ich mich an die Geräuschkulisse.
22:00 Uhr
Die Nachbarn kommen von einem Ausflug zurück. Aus Lautstärke und Tonfall kann ich schließen, dass es sehr schön gewesen sein muss. Leider sprechen sie die falsche Sprache, als dass ich an ihrer Freude teil haben könnte.
23:00 Uhr
Mist. Zu viel Sternfruchtsaft getrunken. Ich liebe das Zeug, aber es hat auch Nachteile. 40 m mit Taschenlampe.
00:00 Uhr
Im Halbschlaf drehe ich mich um – und fasse dabei in etwas, was definitiv nicht in mein Bett gehört. Ich ziehe meine Hand zurück, reiße die Augen auf und sehe etwas dunkles schlagartig mein Bett verlassen. Ebenso schlagartig verlasse ich das Bett auf der anderen Seite. Taschenlampe, Brille, Licht an. Ruhe bewahren, Gedanken sammeln. Habe ich da so geschrien? Nach kurzer Suche entdecke ich einen Grashüpfer (auch die sind hier etwas größer) auf dem Boden. Dieses Mal gehen die Verhandlungen zu meinen Gunsten aus. ich lasse ihn am Leben, wenn er den Bungalow verlässt und nicht direkt am Haus das Zirpen anfängt. Naja, ich musste ihm beim Weg finden helfen, aber es hat geklappt.
01:00 Uhr
Ich schlafe. Endlich
02:00 Uhr
Ich sitze wach im Bett. Es regnet. Regenwaldregen. In Deutschland würde man das schweres Unwetter nennen. Hier ist es normal. Nur das Geräusch auf dem Blechdach ist so laut, dass an Schlaf nicht zu denken ist.
03:00 Uhr
Es regnet immer noch. Ich hoffe, dass die Flüsse nicht überlaufen. Und dass mein Bungalow stehen bleibt. Ich vermisse meine Ohropax aus dem Flugzeug.
04:00 Uhr
Es hat aufgehört zu regnen. Nach einer kurzen Inspektion, ob ich auch wirklich alleine bin in meinem Bungalow, lege ich mich schlafen.
05:00 Uhr
Ich schlafe. Noch.
06.00 Uhr
Seit einer halben Stunde sitze ich auf dem Balkon und genieße den Morgen. Die Brüllaffen müssen irgendwo in der Nähe sein. Sie heißen nicht umsonst Brüllaffen. Und wusstet Ihr, wie laut die kleinen Kolibris sein können?
07.00 Uhr
Nach der durchwachten Nacht brauch ich erst mal eine Dusche. Gut, das Handtuch wurde nicht in Anspruch genommen. Die riesige Spinne entdecke ich erst nach dem Duschen.
08.00 Uhr
Frühstück. Die Frage, ob ich gut geschlafen hätte, beantworte ich höflich. Nur der Regen sei etwas laut gewesen. Ja, lacht meine Gastgeberin, das ist hier so.