Für uns Ärzte ist die Kommunikation immens wichtig. Mein Chef sagt immer, der Ton macht die Musik. Wir müssen zu unseren Patienten Vertrauen finden, die gleiche Sprache benutzen. Wir müssen uns so erklären, dass der Patient versteht, was wir meinen.
Trotz aller Übung geht die Kommunikation auch immer wieder mal schief. Selbst das Vermitteln positiver Nachrichten kann sich ungewollt schnell in das Gegenteil verwandeln.
Zu meinen Aufgaben in der Notaufnahme gehört auch, ein Ultraschall des Bauches bei verunfallten Patienten durchzuführen. Damit sollen innere Verletzungen ausgeschlossen werden. Für uns ist das Routine. Das einzige Anstrengende ist die Kommunikation mit den Patienten und ihren Angehörigen. Meist waren die Patienten direkt vorher beim Röntgen und wollen dann von mir wissen, was nun kaputt sei und wie es weiter geht. Genau die Fragen, die ich nicht beantworten kann, das macht dann nach mir der betreuende Chirurg. Die dahinter steckende – komplett verständliche – Ungeduld können wir nicht immer beruhigen.
An diesem Tag lag neben mir eine junge Dame, die einen Verkehrsunfall gehabt hatte. Der besorgte Freund und die Mutter sind ebenfalls mit dabei. Sind die Patienten und Angehörigen zu nervös, fange ich zur Sicherheit an zu reden. Das nimmt den anderen die Gelegenheit, zu viele Fragen zu stellen, die ich nicht beantworten kann. Also von rechts oben, Leber, Galle, Niere, Lunge zur Mitte, Herz und Pankreas. Im Oberbauch links Milz, Niere, Lunge. Alles in Ordnung, ich kann beruhigen. Abwärts zur Blase, dahinter sammelt sich gerne Blut an, sollten innere Verletzungen aufgetreten sein. Auch nichts, alles in Ordnung.
„Ihrem werdenden Kind scheint es auch gut zu gehen, aber Sie sollten ….“. Die schlagartige Ruhe im Raum, das Gefühl, alle Blicke auf mich gezogen zu haben, lässt mich meinen Satz unterbrechen. Ups. Ich schaue die Patientin an, ihr Blick sagt alles. Ich setze den Schallkopf wieder über die Gebärmutter, drehe ihr den Monitor hin und zeige mit dem freien Finger auf die Mitte des Bildes, wo sich zwischen vielen Grautönen etwas bewegt. „Dann darf ich wohl gratulieren“, meine ich und empfehle ihr, am nächsten Tag einen Frauenarzt zu besuchen.
Die Stille im Raum macht mich nervös. Ich gebe der Patientin Handtücher zum Abtrocknen, den Befund werde ich dann mal später schreiben. Der chirurgischen Kollegin teile ich mein Ergebnis auch erst nur mündlich mit. Wie die Geschichte endete weiß ich leider nicht. Will ich auch gar nicht wissen – glaube ich.
Ups, voll ins Fettnäpfchen. Die Geschichte hat mir wieder mal sehr gut gefallen.
LG Bernhard