Heute sollte es also wieder in den Nationalpark gehen. Morgens gab es erst Mal Aufregung, der Guide war mit den anderen beiden Teilnehmern fast 30 Minuten zu früh da. Laut rufend lief er über das Gelände, die Hunde antworteten. Morgens kurz vor sechs. Zum Glück hatten sich genau heute Brüllaffen nebenan einquartiert, es waren eh alle wach. Da die mitfahrende Frau Angst vor COVID hat und wir bei zu wenig Englischkenntnissen die Diskussion um den Impfstatus nicht führen könnten, musste ich mit meinem eigenen Auto hinterher fahren. Eigentlich nicht so schlimm, abr der Kollege hat wahnsinnig Gas gegeben. Man kann auf diesen Straßen auch 70 km/h fahren, dann fliegt man über die kleinen Löcher hinweg. Eigentlich sogar gut, aber die Haftung auf der Straße ist dann nicht mehr wirklich toll und den großen Schlaglöchern sollte man schon ausweichen. Und die Straße wurde zu ihrem Ende hin noch schlechter.
Einmal angekommen, machten wir uns zu Fuß auf. Teilweise am Strand, größtenteils in Strandnähe im Dschungel. Leider machten sich die Tiere heute rar, da hatte ich vor sechs Jahren mit dem Tapir mehr Glück. Vor zwei Tagen wurde von einigen Gruppen hier eine Puma-Mutter mit ihren Jungen gesehen, das Glück hatten wir leider nicht. Neben den Spinnen- und Brüllaffen, Tukanen, vielen Nasenbären blieb als Highlight ein Kolibri-Nest. In einer Astgabel schlief total relaxt ein Nasenbär und unter einem Bananenblatt schlief eine Fledermaus. Aber auch die verschiedenen Pflanzen sind beeindruckend, allen voran die Bäume. Diese sind hier zum Teil viele hundert Jahre alt. Im Dschungel ist immer nur die Wurzel zu sehen, diese hat locker mehrere Meter Durchmesser. Hinter freigespulten Wurzelteilen kann man sich problemlos verstecken. Besonders interessant sind auch die parasitären Pflanzen. Zum Teil umwachsen diese einen Baum, machen diesem Konkurrenz um Licht und Wasser. Irgendwann ist der Baum so umwachsen, dass dieser in der Mitte abstirbt und der Parasit alleine da steht – ein Prozess, der mehrere hundert Jahre dauert!
Die Hitze mit der hohen Luftfeuchtigkeit machen uns ordentlich zu schaffen. Meine SmartWatch erzählt was von 20 km bei über 25.000 Schritten – im Dschungel wohlgemerkt, das ist auch kein deutscher Normwanderweg.
Fix und fertig falle ich im Garten meiner Unterkunft in eine Hängematte und schlafe prompt ein. Diverse auf mich fallende Blätter und Zweige wecken mich – Eine Gruppe Spinnenaffen zieht genau über mir hinweg. Die Kamera liegt noch im Auto, so muss das Handy herhalten. Am Ende der Gruppe passieren mehrere Mutter mit Jungtieren den Baum über mir. Die ganz Kleinen halten sich an der Mutter fest, die etwas größeren laufen allein. Allerdings passen die Mütter auf und halten die Äste fest.
Zum Abendessen fahre ich wieder die fünf Kilometer zum Restaurant. Langsam gewöhne ich mich an die Fahrt im Dunkeln – im Scheinwerferlicht sieht man die Schlaglöcher früher, es fährt sich mittlerweile fast besser als tagsüber. Nur auf Bewegung sollte man achten – meistens sind es Blätter, aber Tiere zu überfahren gilt hier als besonders uncool. Im Restaurant ist wie wohl jeden Freitag richtig was los: Nachbarn kommen hierher und verkaufen selbstgemachtes: Von Eis über Küchenutensilien bis zu Schmuck und Kosmetik. Letztere wäre als Mitbringsel besonders interessant: Hiesige Pflanzen enthalten viele der uns bekannten Wirkstoffe, hier gibt es sie konzentriert und ohne Chemie. Letzteres wird aber zum Problem: Es schränkt die Haltbarkeit erheblich ein und wie die Sachen auf die Temperaturunterschiede reagieren, weiß auch niemand. Zum späteren Abend hin wird richtig Party gemacht, ich will aber nur noch ins Bett.