Rio Celeste – ein nasser Versuch

Der Morgen begrüßte mich mit einer „Suicide“-Shower. Immerhin warmes Wasser zum Duschen und zum Glück hängt das Teil sehr hoch. In Gesichtshöhe hatte ich das auch schon. Und die immer so „professionell“ verkabelte Dusche mit Wasser in der Nähe … naja.

Der Rest ging gut, das Frühstück war in Ordnung, wenn auch nicht so gut wie die Bewertungen. Die Sonne schien, also auf geht’s zum Rio Celeste. Während ich die Buckelpiste vor der Tür noch mit viel Schwung gefahren bin – habe ja jetzt Übung, würde ich dann vorsichtiger. An der an sich gar nicht so schlechten Straße standen gleich mehrere Warnschilder, welche deutlich auf eine Rutschgefahr hinweisen. Ich konnte keine Ursache dafür erkennen. Aber ich bin ja im Urlaub. Also habe ich Zeit und noch weniger Lust als sonst, im Straßengraben zu landen. Die Wolken werden hier immer dichter, bald ist gar keine Sonne mehr zu sehen. Wie am Vortag und heute morgen gesehen – die Wolken hängen an den hohen Bergen fest.

Es ist wieder ein Nationalpark, also bin ich das Procedere schon gewohnt. Dem herbei laufenden Parkplatzeinweiser Geld in die Hand drücken, dann zur Taschenkontrolle. Ich darf auch hier nichts essbares mitnehmen. Weiter geht es zum Ticketkauf – wie in allen Nationalparks nur noch per Kreditkarte. Im Park ist es wie sonst auch – am Anfang ein guter Weg, die Qualität lässt im Verlauf nach. An zwei Stellen windet sich ein Bach quer über den Weg. Entweder man balanciert über Steine oder nimmt nasse Füße in Kauf. Alternativ hilft natürlich auch wasserdichtes Schuhwerk.

Nach anderthalb Kilometern ist eine Kreuzung. In einer Richtung geht es zum Wasserfall, die andere Richtung verweist auf eine blaue Lagune und einen Aussichtspunkt. Ich entscheide mich erst mal für den Wasserfall, dieser wird ja meistens auf den Bildern gezeigt. Auf dem Schild steht „150 m“. Dort steht aber nicht, dass 145 m davon Treppen sind. Unterwegs gibt es immer wieder einen schönen Blick auf den Wasserfall. Unten ist leider nur eine Beobachtungsplattform angebracht. Ich liebe es ja, mir selbst eine Perspektive zum fotografieren zu suchen – das geht hier nicht. Aber wir sind eben auch in einem Nationalpark.

Was überhaupt nicht mit der Werbung übereinstimmt, ist die Farbe des Wassers. Es ist grau-blau-grünlich, weit weg von dem hier gewohnten klaren Wasser. Aber eben auch nicht das schöne leuchtend blaue. Gewohnt vom Blautopf schiebe ich die Schuld der fehlenden Sonne zu. Auch beim Blautopf ist die Farbe des Wassers vom Lichteinfall abhängig.

Ich mache mich wieder auf den Weg nach oben. Zur Ablenkung zähle ich die Stufen mit. 256 Stufen sind das. Übrigens relativ ordentliche Steinstufen mit vernünftigen Geländer auf beiden Seiten – etwas seltenes in Costa Rica. Oben angekommen, setzt Regen ein und wäscht mir den Schweiß aus dem Gesicht. Eigentlich gar nicht so schlimm, aber es regnet gleich richtig. Auch unter den Bäumen habe ich keine Chance aufs trocken bleiben, es ist ein richtiger tropischer Regen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als sämtlichen Tascheninhalt im Fotorucksack zu verstauen und diesen mit seinem Regencape extra zu schützen. Der Moment des kurzen Öffnens reicht, um auch zu viel Wasser in den Rucksack zu lassen – wie ich am nächsten Tag feststellen werde. Ich selbst bin innerhalb weniger Minuten komplett durchweicht. Da die Regenfälle hier nur kurz sind, lasse ich mich erst mal gar nicht weiter stören und mache mich in Richtung blauer Lagune auf. Der Weg hier lang ist aber doch deutlich schlechter und vor allem – er wird zum fließenden Bach. Es geht zwischen Wurzeln und ausgelegten Betonplatten weiter. Ich befürchte, das wird eher unschön. Der Regen hört leider auch nicht gleich wieder auf. Mir ist meine Sicherheit wichtiger – ich kehre um. Im Gegensatz zu vielen anderen Besuchern, die hier als Tagesausflug von La Fortuna herkommen, habe ich ja noch einen Versuch morgen. Da ist dann vielleicht auch das Wasser wirklich blau, hoffe ich.

Wie sollte es anders sein, kurz vorm Ausgang lässt der Regen nach und pünktlich zum Ausgang scheint wieder die Sonne. Direkt am Ausgang ist ein Restaurant. Immer noch zweifelnd, ob ich gerade die richtige Entscheidung getroffen habe, entscheide ich mich erst mal für ein frühes Mittagessen. Vielleicht kann ich ja danach noch mal rein. In den hier typischen offenen Restaurants stört die patschnasse Kleidung nicht. Während der ungewöhnlich langen Wartezeit auf mein Mittagessen regnet es allerdings wieder – nach dem Essen fahre ich zur Unterkunft zurück.

Während des Nachmittags traue ich mich zwei mal bei Sonnenschein raus, nur um nach einigen Minuten bei Regen zurück zu kehren. Erst am Abend wird das Wetter besser. Die Berge bleiben aber von dunklen Wolken umgeben. Nach über vier Wochen ist es das erste Mal, dass mir bzw. uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht – das ist durchaus akzeptabel und verdirbt mir letztendlich auch nicht die Laune.

Typischer Wetterbefund. Links Richtung Hochebene leicht bewölkt, hier im Sonnenuntergang, nach rechts tiefschwarze Wolken.

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